Page 53 - Heiligenhauser Magazin 1-2021
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  Annalen erzählen, dass bereits im 19. Jahrhundert im ehemaligen Dorf Heiligenhaus eine Löwenapotheke existierte, geführt vom Apotheker Ernst de Groote. Allerdings wurde das Geschäft bald nach Neviges verlegt und es ist zu vermuten, dass über Jahrzehnte die Bevölkerung durch Apotheken der Nachbaror-
te versorgt werden musste. Außerdem, wie heute noch in der Schweiz üblich, waren die Ärzte auch oft ihre eigenen Apotheker, erhielten das sogenannte Dispensierrecht. Eine neue Löwen-Apotheke soll nach den Annalen 1896 ihre Tätigkeit in der Hauptstraße aufgenommen haben. Der Standort ist nicht klar nachweisbar. Inhaber war bis zu seinem Tod im Jahre 1901 der Apotheker Wilhelm Weins. Im gleichen Jahr, am 1. Dezember 1901, wurde die Konzession von der königlichen Regierung dem Karlsruher Apotheker Edu- ard Jung übertragen. Er kaufte das Haus am heutigen Standort der Löwen-Apotheke. Unter dem Namen „Apotheker Jung“ versorgte Eduard Jung und später Sohn Dr. Rudolf die Heiligenhauser Bevölkerung über sechs Jahrzehnte mit Medikamenten
Im Gegensatz zu heute mussten die meisten Medi- kamente noch in der Apotheke angefertigt werden. Über sechs Jahrzehnte war die Familie Jung für die medizinische Versorgung der Heiligenhauser Bevöl- kerung zuständig, nach dem 2. Weltkrieg auch etliche Jahre für die Bürger von Meiersberg, Flandersbach und Hösel.
Ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld erwartete Marlene Rüngeler als sie 1967 die Löwen-Apotheke übernahm. „Substanz und Heilkraft von Medika- menten interessierten mich von Kind an“, erklärt die im Hunsrück gebürtige Apothekerin, die in Mainz studierte und aus Privatgründen Heiligenhaus zu ihrer Heimat machte.“ Zwischen meinem Berufsanfang und heute liegen Welten im Apothekerwesen“, erzählt Marlene Rüngeler und erinnert sich „Pulver gab es
in kleinen Faltbriefen, Salben in Porzellandosen mit einem Zelluloiddeckel, Mixturen und Tropfen in kleinen Fläschchen, die außer Korken noch eine Papierkappe hatten. Auf allen gefertigten Hüllen klebten Etiketten mit Namen des Patienten, die Zusammensetzung
und Dosierung der Arznei. Die Rezeptgebühr betrug
50 Reichspfennig, außerhalb der Öffnungszeiten 150 Reichspfennig.“
36 Jahre war die Löwenapotheke
die Domäne von Marlene Rüngeler. Von 1967-1987 wurde sie von ihr gepachtet und kam dann 1987 in ihren Besitz. Mehr und mehr von Jahr zu Jahr eroberte dann die Pharmain- dustrie die Märkte. Etliches Selbster- stelltes wie Teemischungen, Migräne- pulver oder Salben waren lange noch „Eigenmarken Jung“ und wurden in der Apotheke angeboten.
Mit der Übernahme der Apotheke Jung durch Marlene Rüngeler begann für die Löwen-Apotheke eine neue Ära. Innenennrichtung und Außen- fassade erfuhren verschiedene Umbauten und Änderungen. Die alte Apothekeneinrichtung wurde fast
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