Page 58 - Heiligenhauser Magazin 1-2023
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 energie und Hoffnung“ aufsteigt. Gemalt in hoffnungsvoller hell leuchtender Farbigkeit verkörpert der Anhang letztlich den Sinn biblischer Verkündigung. Kirsten Düsterhoff sieht in dem neu kreierten von ihr genann- ten strahlenden „Blätterdach“ eine Erinne- rung an das, was war und einen – sowohl biblisch gesehen als auch in Bezug auf die Oberilper Gemeindeglieder – gelungenen und ermutigenden Neuanfang.
„Was ist die Malerei im Kern?“, ist für Yos- hida immer wieder eine wesentliche Frage. Seine Antwort lautet „Sich über die Struktur der Malerei, die Auffassung vom Aufbau
der Welt und zugleich die von der geisti-
gen Struktur des Menschen schlechthin bewußt zu werden, zu analysieren und zu interpretieren. Nach diesem Prinzip arbeitet Yoshida, beschäftigt sich in rastloser Suche mit den letzten Fragen der Menschheit, dem Ursprung der Welt, der Existenz Gottes und dem Sinn allen Lebens. Nie entstehen seine Werke aus Intuition, es sind intellektuelle Schöpfungen, durchdacht bis auf den kleins- ten Strich und letzten Punkt, sind Visionen, Materie gewordener Geist und spirituelle Transparenz. Ablesbar auch in der Umwand- lung vom Glas- zum Wandprojekt, beleuch- tet durch künstliches Licht. Ein wenig Veränderung der Farben ist unerläßlich, auch das Fehlen der schwebenden faszinie- rende Durchsichtigkeit im Spiel der Farben
durch das natürliche Licht. Das Kunstwerk zeigt erneut, dass Yoshida die Malerei als „philosophische Methode“ verinnerlicht mit der man eine Annäherung an das Universel- le über die Optik versuchen und realisieren kann. Er findet in Bezug auf die Ästhetik „das Element der Schönheit ist im Prinzip der Wahrheit enthalten wie der Duft in der Blüte“. Nun jubeln die Protestanten „ endlich hat auch unsere Kirche ein Kunstwerk von hohem Rang“.
Möge das Werk den Betrachten zur stillen Einkehr zwingen, viele Denkanstöße geben, letztlich im Blick auf die Erkenntnis und den Sinn allen menschlichen Lebens, ob philoso- phisch gesehen oder in christlicher Verkün- digung, das wünscht eine Kunstliebhaberin die oft Laudatorin sein durfte von Yoshidas grandiosen Ausstellungen innerhalb seiner Wahlheimat. Dass die ausgerechnet Hei- ligenhaus wurde, ist Zufall, aber es erfüllt dem Musikliebhaber einen Herzenswunsch „im Land von Beethoven und Bach“ seinen Lebensmittelpunkt mit Familie zu erleben.
Im Laufe seines über 80-jährigen Lebens erfuhr der Künstler immer wieder und das bis heute, die Realität einer Maxime vom Genie Picasso „Wem die Kunst das Leben ist, dessen Leben ist eine große Kunst“.
Ruth Ortlinghaus
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