Page 67 - Heiligenhauser Magazin 2 2022
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 tausende solcher kleinen Gedenksteine sind in Europa zu finden. Die Erfahrung lehrt, dass die kleinen Messingplatten als Kunst im öffentlichen Raum bestens zum Gedenken der unzähligen Opfer und an die grausamste Zeit innerhalb der deutschen Geschichte geeignet sind. „Man fällt nicht über die Stolpersteine, du stolperst mit dem Kopf und dem Herzen“, betont Initiator Demnig immer wieder. Für acht Mitbürger, die direkt aus Heiligenhaus zu den Stätten ihrer späteren Ermordung abtransportiert wurden, konnten bereits solche Gedenkstei- ne verlegt werden:
Schloss Hartheim im österreichische Linz ermordet. Ein Gedenkstein am Südring 181 erinnert an ihn. Seine Schwester Adele, die im elterlichen Hause lebenslang Wohnrecht hatte, geriet in die Euthanasie-Maschinerie der SS und starb eines gewaltsamen Todes in der Psychoanstalt Grafenberg. Neben ih- rem Stolperstein am Rathaus Center liegen nun die drei weiteren Gedenksteine. So sind die vier Geschwister symbolisch nahe ihrem einstigen Elternhaus wieder vereint.
Gustav Jacobs *1878 / † Nov. 1943 KZ Auschwitz
PER
Rosa und Karl Aron in der Hauptstraße 252
Meta Herz geb. Jacobs Adele Jacobs im Rathauscenter, * 1880 / † 24.7.1944
Hauptstraße 165 KZ Riga
Arthur Jacobs am Südring 181 Helene Nora Jacobs
Franz Frerich am Rathausplatz
*1884 / † 1941 KZ Minsk
Sigmund Oss, Hildegard Oss (geb. Herz) und Günter Oss im Hefelmann-Park.
Alle fünf Kinder von Salomon und Luise
Jacobs sind durch einen Stolperstein sinn- Auf Initiative des Arbeitskreises „Stolper- bildlich und mahnend an ein „Nie wieder“ in
steine“ wurde neben den Feierlichkeiten ihre Geburtsstadt zurückgekehrt.
TEIN
zum Jubiläum auch das Schicksal der
Die Verlegung der Stolpersteine innerhalb eines kleinen stilvollen Festaktes im Stadt- jubiläumsjahr wurde symbolisch auch ein
Heiligenhauser Juden und Opfer des Fa-
schismus im Dritten Reich nicht vergessen.
In einer stilvollen kleinen Feierstunde, um-
Gedenken an die 6 Millionen Toten mosai-
rahmt vom leisen Klezmer-Melodienreigen
des Klarinettisten Rainald Noisten, veran-
kerte der Künstler Günter Demnig am 11.
Juni drei Stolpersteine am Rathaus-Center.
Hier lebten die Nachkommen der ältesten Ruth Ortlinghaus Heiligenhauser Judenfamilie Jacobs, der
Klempnermeister Salomon Jacobs mit
seiner Frau Luise und fünf Kindern. Luise
starb bereits 1925 und Salomon 86jährig
1935. Ihnen blieb somit das Miterleben der
grausamen Hinrichtung ihrer Kinder erspart.
Alle fünf haben jetzt einen Stolperstein zur mahnenden Erinnerung. Der älteste Sohn Artur wurde qualvoll in der Gaskammer von
schen Glaubens innerhalb des Nationalso- zialismus.
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