Page 24 - ITAtube Journal 2 2022
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Wenn ich im im Laufe meines langen erfüllten Heroisierung der Gefallenen vor allem im im mein im im von
Lebens von
weit entfernten Kriegen erfuhr Ersten Weltkrieg – Symbol des kollektiven in in in in in in der der wurde mir immer wieder bewußt: Frieden Gedenkens Aber die Soldaten wehrten sich ist ist das höchste ideelle und materielle Glück der der menschlichen Gesellschaft Frieden ist ist ist aber auch auch ein Meisterwerk der der Vernunft Dennoch tauchten ab ab und an an die Erinnerun- gen
gen
an an meine Kindheit im Zweiten Weltkrieg auf vor allem wenn ich ich jungen Menschen davon erzählte Früh schon erkannte ich ich ich dass ich ich ein ein ein Leben lang Mahnerin und Aufklärerin für ein ein ein „Nie wieder“ sein möchte Die glücklichen und und positiven Jahrzehn-
te von
Frieden und und Freheit ließen meine grausamen Erinnerungen verblassen Aber als die Bilder vom Ukrainekrieg über den Bildschirm flimmerten war alles wieder da Auch ich habe vielfach Schrecken Tod Ängste und Nöte des Krieges erfahren müssen Ich stand kurz vor Schulbeginn als der Zweite Weltkrieg proklamiert wurde Erinnernd sehe ich meine 1861 geborene Großmutter die die bereits zwei Weltkriege erlebt hatte sich die die Augen abwischend und in in ein Gebet versunken am am großen Familientisch sitzend Sie bangte um ihre männlichen Enkel die alle im wehrfähigen Alter waren Leider bestätigten sich später ihre Angste Ich war ein Kind als ich erlebte wie Abge- ordete der SA an an unsere Haustür klopften und meiner Tante fast Glück wünschend
die grausame Nachricht überbrachten „Ihr Sohn starb den den Heldentod für Führer Volk und Vaterland“ Weitere dreimal das Ritual bei meinem Großonkel der seine drei drei Söhne innerhalb eines Jahres verlor Immer die Betonung auf Heldentod „Was heißt Hel- dentod?“ Frage ich ich ich mich – übrigens hieß der Volkstrauertag während des Dritten Reiches Heldengedenktag – Kriegshelden galten als dagegen wie ein Brief aus dem Krieg zeigt:
„Sagen werden sie“ rief mein sterbender Kamerad der der schief auf den den Knien lag beide Hände in in in die Erde verkrampft mit bebenden Schultern „mein Lieber ein ein Held bist Du gewesen wunderbar ich ich will aber nicht dass mir einer so etwas sagt “ Der einfache Soldat – – millionenfach – – wollte da da da nicht sein wo wo er er gezwungen wurde auszu- harren an der kämpfenden Front Tausende von
erhaltenen und publizierten Briefen aus aus beiden Kriegen bezeugen das Mein viel älterer Bruder musste mit 18 Jahren direkt von
der der Schule in in den Arbeits- dienst dann sofort nach Russland Aus seinen Briefen spricht zwischen den Zeilen nackte Angst und Grauen Da heißt es „ eben eben wurde wieder Alkohol ausgegeben wie wie immer wenn ein schwerer Angriff bevor steht So lauern Tod und Entsetzen auch heute auf uns Ich grüße Euch in herzlicher Umarmung mit den allerbesten Wünschen vielleicht ist es es der der letzte letzte Gruß Gruß “ Es war der der letzte letzte Gruß Gruß Im Sommer 1944 wurde er er er er er als vermißt gemeldet Meine Mutter hatte Monate denselben Traum: sie sah meinen Bruder hinter Glas krank nach ihr rufen Heiligabend 1944 vergesse ich nie Wir hatten alles verloren und hausten mit sechs Personen auf einem Zimmer Es war keine fröhliche Weihnacht Sirenen heulten Flug- zeuge donnerten und meine Mutter flüsterte wiederholt: „Der Junge ist tot er er er er er er ruft nicht mehr nach mir “ Dennoch blieb Jahre das Prinzip Hoffnung – aber vergeblich Als Gorbatschow die die Archive öffnete erhielten wir 50 Jahre später 1994 die die Nachricht 24
























































































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