Page 18 - Heiligenhauser Magazin 1-2021
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 nandersetzung mit Gott und der Welt. Wobei Gottfried einst betonte „Meine Verwurzelung liegt im Glauben ohne angekettet zu sein“ und „Ich weiß nichts aber ich ahne“. Beide Künstler wuchsen in der Tradition des Katho- lizismus auf. Ihre künstlerische Begabung stellten sie bewusst in den Dienst sakraler Kunst. Ihr Anliegen: „Der Kirche einen Dienst erweisen und das zum Lobe Gottes“.
Beim Eintritt in den Kirchenraum grüßen von den Wänden die von Frömmigkeit beseelten und vom genialen Pinselstrich gepräg-
ten 14 Kreuzwegstationen des Künstlers Hermann Gottfried. Die für einen Kirchenzy- klus atypischen großformatigen Exponate beherrschen in ihrer dezenten Farbigkeit eher unauffällig den Raum, zwingen in ihrer Plastizität zur Andacht. Jedes Bild spiegelt neben Trauer und Schmerz in seiner Tiefen- wirkung die Unbegreiflichkeit und Größe der christlichen Heilsbotschaft. Auffallend: im letzten Bild mit der Grablegung des grauen leblosen Korpus Christi erscheint am linken Bildrand das strahlende Gesicht Jesu, symbolisierend die Botschaft „Ich bin die Auferstehung und das Leben“.
In einem Zeitraum von 10 Jahren - von 1974 – 1984 – schuf der Bildhauer Karl-Matthä- us Winter die gesamten Kunstwerke des Altarraums. Die Steinblöcke vom Tabernakel, Taufstein, Altartisch und Treppenstufen sind verarbeitet aus dem sogenannten „Großen Alexander“, einem griechischen kristallinen Marmor - faszinierend in ihrer Helligkeit. Im Mittelpunkt aber steht – vor einer farben- prächtig ausgemalten Wand von Hermann Gottfried – eine ausgefallen schöne Kreuzes- stele. Das Kunstvolle an dieser hoch in den Himmel ragenden Stele ist, dass der Stamm nicht wie gewohnt glatt ist, sondern vorwie- gend aus einer Fülle von herrlich ausgearbei- teten Blättern besteht.
Die christliche Ikonographie sieht durch ihre Exegete in den Blättern ein Bild der Worte. „Die göttlichen Aussprüche des Herrn und
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