Page 92 - Heiligenhauser Magazin 2-2021
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    Zwei der herausragenden
Buch-Editionen des
20.Jahrhunderts.
Emmanuel Schmitt
Oskar und die Dame in Rosa
Zürich: Ammann-Verlag,
104 S., 13,80 Euro, ISBN 3-250-60057-1
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Oskar und die Dame in Rosa ist ein kleines Meisterwerk der Emotionen. „Es ist eine Geschichte vom Kummer, vom Verlust, vom Tod, von der Liebe, vom Erwachsenwerden und von der Toleranz in einer zerrütteten Welt, in der wir heute leben. Ein Lehrstück in Sachen Güte. Das ist ein unendlich zar- tes, schönes und liebevolles Buch“ schrieb ein bekannter Kritiker.
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Liebe, Eifersucht, Midlife-Crisis und das Alter. Glück- lich, erschöpft und manchmal enttäuscht und nachdenklich berichtet er dem
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 Die Erzählung erschüttert den Leser und tröstet ihn zugleich, lässt lachen und weinen. In ihr spiegelt sich in einfachen Worten die ganze Philosophie des mensch- lichen Lebens. Und das mit den gereiften Augen eines Kindes, durch Leukämie vom Tode gezeichnet, das Briefe an den lieben Gott schreibt, an den es eigentlich nicht glaubt und zu dem es dennoch findet. In einer fragilen Mischung aus Ironie und abgrundtiefer Trauer, aus humorvoller Leichtigkeit und tödlichem Ernst wird eine Hymne an das Leben.
Dieses Buch mit den tiefsinnigen Gesprächen hinterlässt bei mir auch nach vielen Jahren beim erneuten Lesen immer wieder eine Gänsehaut. Oskar kann durch die verständ- nisvolle und empfindsame Freundschaft zu Oma Rosa schließlich im Glauben an den Schöpfer, erfüllt und mit seinem Schicksal versöhnt, sein Erdendasein beenden.
 Im Mittelpunkt steht Oskar, der zehnjährige
Der Autor, Jahrgang 1960, ist einer der bril- lantesten Schriftsteller der jüngeren Gene- ration, studierte Musik und Philosophie mit Abschluss der Promotion. 1991 machte er erstmals die Theaterwelt auf sich aufmerk-
unheilbare Kranke. Er weiß, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat und ist traurig, dass seine Eltern das Thema meiden. Dann lernt er die ehemalige Catcherin Oma Rosa kennen, sie bringt Licht in das Dunkel der kindlichen Seele, diskutiert mit ihm sehr ernst und wahrhaftig alle offenen Fragen. Sie rät ihm, sich jeden verbleibenden
Tag wie zehn Jahre vorzustellen. Und so durchlebt Oskar auf wunderbare Weise ein ganzes Menschenleben: Pubertät, erste
sam und arbeitet heute als Romancier,
„Oskar und die Dame in Rosa“ ist ein wunderbares Buch dem man sich nicht ent- ziehen kann, ein Kleinod verwebt in einer perfekten Dramaturgie. Nur überragende Literatur vermag so etwas zu leisten.
Dramatiker und Autor für Theater, Film
und Fernsehen. Er gehört zu den meistge- spielten zeitgenössischen Bühnenautoren und lebt in Brüssel. In einer glänzenden Regie war das Theaterstück „Enigma“, ein fantastischer Dialog zweier Männer über ihre Liebe zur gleichen Frau, vor einigen Jahren in Heiligenhaus zu sehen. „Monsi- eur Ibrahim und die Blumen des Koran“ ist sein erstes Prosastück und wurde gleich in Deutschland ein literarischer Bestseller.
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