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Frank Ochsenfeld hat 1987 am IKG sein Abitur gemacht und hält Rückschau:
Schule fürs Leben?
Neun Jahre am IKG – im Rückblick fraglos eine Schule fürs Leben. Ganz selbstverständlich ist dieser Schluß indes nicht. So hatte die (zumindest damals) homogene Schülerschaft an der Herzogstraße wenig gemein mit den kulturellen Schmelztiegeln ameri- kanischer Großstädte oder Londons, in denen ich die letzten zwei Jahrzehnte verbracht habe. Der unterschwellige Antiamerikanismus des „Friedensfes- tes”, das wir in der IKG-Aula nach dem NATO-Doppelbeschluss feierten, war ein eigenwilliges Vorspiel zu meiner späteren Einbürgerung in den USA. Ansonsten ging es während unserer Schulzeit unvergleichlich geordnet und beschaulich zu – nicht nur im Gebäude des Gymnasiums, das dank einer noch vollen Gemeindekasse erstklassig aus- sta ert war, sondern überhaupt. Denn Kleinstadtleben im Dunstkreis Düssel- dorfs war in den späten 70er und 80er Jahren eine ebenso zahme wie gedie-
gene Angelegenheit. Als wir zur Schule gingen, schien die Welt noch in Ordnung – keine Spur von der Au ösung der poli- tischen Ordnung, der Globalisierung des Wirtschafts- und Arbeitslebens oder gar dem Teufelszeug sozialer Medien.
Und doch waren wir am Ende der neun Jahre gut gerüstet. Das Schulenglisch mochte für Studium und Beruf im Ausland unzulänglich sein, aber inter- national konnten wir allemal mithalten, selbst in anglo-amerikanischen „Elite- institutionen“. Die kniepige Benotung, fuer die das Heiligenhauser Gymnasium weithin bekannt war, half bei Bewer- bungen zwar nicht, das anspruchsvolle Unterrichtsniveau dagegen schon. Wäh- rend peinliche Lücken im Stundenplan (keine Philosophie, dem Namensgeber der Schule zum Trotz!) und eigenwil- lige Lehrinhalte (zweieinhalb Jahre Deutsch-Leistungskurs ohne Goethe oder Grass!) einer runden Allgemeinbil- dung mitunter im Weg standen, blieb anderweitig viel hängen. Fürs weitere Leben waren manche Lebensweishei- ten schrulliger Oberstudiendirektoren
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